Als Kind schon wurde sie mit Armut und sozialer Ungleichheit konfrontiert. Helfen, heilen und pflegen, jenen zur Seite stehen, die es am nötigsten brauchen - das wollte Dr. Jenny De la Torre Castro, so lange sie denken kann. Das Mädchen wächst in den peruanischen Anden auf. Als sich die Familie im akuten Fall mit den Nachbarn um den einzigen Arzt weit und breit streiten muss, entschließt sich Jenny, selbst einmal Ärztin zu werden. Und wirklich: Sie studiert Medizin und jobbt fleißig, um sich die viel zu teuren Bücher leisten zu können. Die junge Peruanerin bewirbt sich erfolgreich um ein Stipendium für die DDR, läßt sich an der Charité zur Kinderchirurgin ausbilden und bekommt einen Sohn. Zurück in Peru wird ihr Abschluss nicht anerkannt - absurd. Gut, dann eben wieder nach Berlin. Die Mauer ist bereits offen, die Stadt ist voll. Und eben auch voller Menschen, die Unterstützung brauchen, gerade medizinische Hilfe. 1994 beginnt sie auf dem Berliner Ostbahnhof kostenlos obdachlose Menschen zu behandeln, mit Wärme, Würde und einem offenen Ohr.
Fast 30 Jahre kümmerte sich Jenny de la Torre Castro um verwahrloste Bedürftige auf der Straße - 2006 gründete sie in Berlin-Mitte ihr Lebenswerk: eine Stiftung und ein Gesundheitszentrum für Obdachlose - einzigartig in Deutschland. Helfen, Heilen & Pflegen auf drei Stockwerken gemeinsam mit ehrenamtlichen Ärztinnen und Helfern. Von der Kleiderkammer, über warme Duschen & Mahlzeiten, Augen- & Zahnarzt, Orthopäden, Frisör, Psychologen, Sucht- & Sozialberatung. Vielfach wurde sie ausgezeichnet. Das Geld ist knapp, ihre Zeit war es auch. Jenny de la Torre verstarb am 10. Juni 2025 nach langer Krankheit. Sie wurde 71 Jahre alt. Ihre Arbeit wird fortgeführt.